Clemens Kabel
Wie bist Du in Berlin gelandet?
Ich bin kein waschechter Berliner. Geboren bin ich in Kiel und dann aber schon als Grundschulkind mit meinen Eltern in den damaligen Westen Berlins gezogen. Das war 1970. Jetzt hatte ich 50 Jahre lang Zeit, Berliner zu werden und genieße es immer noch, hier neue Ecken und Menschen kennenzulernen. Eines meiner Lieblingszitate lautet daher auch – für mich positiv interpretiert – : Berlin sei „dazu verdammt, immerfort zu werden und niemals zu sein“. Das spiegelt meiner Meinung nach auch das ideale Motto eines Startups wider.
Was hast Du von Deinem ersten Chef gelernt?
Hr. Fuhlmann war Gruppenleiter bei Bosch-Siemens Hausgeräte und hat mich beruflich sehr geprägt. Einen ganz trivialen Hinweis von ihm wende ich heute noch an: "Setz dich in Besprechungen möglichst mit dem Rücken zum Fenster. Dann hast du dein Gegenüber gut im Blick und wirst selbst nicht beobachtet." Die Hauptsache aber war für ihn, sich in allen Situationen ein Stück Selbstabstand und Humor zu bewahren. Auch in schwierigen Situationen kann man so etwas gelassener und sachlicher bleiben und manchmal leichter zu Lösungen kommen, da kein persönlicher Gesichtsverlust droht. Noch heute denke ich wirklich oft auch an andere gute Ratschläge von ihm.
Was ist Dir am wichtigsten, wenn Du Dir ein neues Unternehmen ansiehst?
Als Informatiker bezeichne ich mich als „Techie by heart“. Für mich ist absolut entscheidend, dass mich das Produkt oder die Technologie überzeugen und echte Kundenbedürfnisse gelöst werden. In der zweiten Stufe muss mich dann das Gründungsteam überzeugen: sowohl fachlich als auch menschlich wollen wir für einige Jahre vertrauensvoll zusammenarbeiten; da muss die Chemie stimmen. In der Analyse-Phase geht es dann natürlich um nüchterne Fakten wie Markt, Vertriebsstrategie und eine vernünftige kaufmännische Planung. Und dann muss ich mir natürlich auch noch vorstellen können, wie ein späterer Exit de facto realisiert wird.